Morgen, ja morgen…
6. Mai 2020BeBuilder #902
5. September 2024Text: Christine Roiter / Foto: Roiterverlag
Christine Roiter
Hedda Wagner ist eine jener „stummen Schwestern“, die heute, ungeachtet ihres herausragenden Werks, völlig in Vergessenheit geraten sind. Geboren in der Monarchie, erlebte sie tiefgreifende politische und soziale Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und ihr eigenes Leben. Hedda Wagner lässt sich als Person kaum in ein gängiges Schema einordnen. Auch ihr Werk entzieht sich einer zeitlichen Einordnung, da es einerseits von der Romantik, andererseits aber auch von Expressionismus und Naturalismus geprägt ist.
Hedwig Elisabeth Maria Wagner wurde am 21. Jänner 1876 als einziges Kind des Nervenarztes Karl Wagner und seiner Frau Anna in Niedernhart bei Linz geboren. Damals war es üblich, dass die Ärzte auch direkt im Gelände der Anstalt wohnten, wodurch Hedda schon früh mit den Erkrankten in Berührung kam. Begegnungen, die ihr soziales Bewusstsein schärften. Hedda erhielt eine, für damalige Zeiten für Mädchen unübliche, gymnasiale Bildung. Sie beherrschte sieben Fremdsprachen fließend. Früh schon zeigte sich ihre musikalische Begabung, sodass sie Unterricht von bekannten Lehrern, unter anderem vom letzten Klavierschüler Anton Bruckners, Franz Hayböck, erhielt. 1896 legte sie die Staatsprüfung in Komposition und Klavier am Wiener Konservatorium mit Auszeichnung ab. Hedda Wagners erstes erhaltenes Musikstück ist das 1902 entstandene Lied „Blauschimmernde Tage“, welches ganz im Stil der Romantik komponiert worden ist.
Neben Opern, Liedern und Chorwerken schuf sie viele kleinere Kompositionen. 1924 wurde das von Hedda Wagner komponierte Singspiel „Das Spiel vom letzten Krieg“ im Linzer Varietetheater Colosseum aufgeführt. Veranstalter war die sozialistische Kunststelle. Die Vorstellung war zur Gänze ausverkauft und wurde sogar in Deutschland positiv redigiert.
Ab 1910 begann Wagner Gedichte zu schreiben, die sie zum Großteil vertonte. Insgesamt sind über tausend Gedichte/Lieder erhalten. Der Roman „Stadt in Flammen“ wurde als Buch publiziert. Während der NS-Zeit wurde aufgrund ihrer sozialistischen Gesinnung ein Publikations- und Aufführungsverbot über sie verhängt. Diese „Zeit der unfreiwilligen Muße“ nutzte sie, um sich künstlerisch zu entwickeln. Damals entstanden drei Opern. Keine wurde jemals aufgeführt. Die Künstlerin starb am 24. März 1950.
Im undatierten Gedicht „zuerst und zuletzt“ resümiert Hedda Wagner ihr schaffensreiches, aber nicht unbedingt einfaches Leben.
„Zuerst will man die Welt genießen
Das vorliegende Buch basiert auf dem künstlerischen und persönlichen Nachlass von Hedda Wagner, der sich im Archiv der Stadt Linz befindet. Interviews mit Zeitzeugen, Zeitungsanalyse, Recherchen in anderen Archiven sowie Sekundärliteratur zum Kontext ergänzen die Quellen. Es ist die erste wissenschaftliche Studie zu der vergessenen Künstlerin, Journalistin und Frauenrechtlerin.
Kontakt: Dr.in Christine Schmidhofer, Blütenstraße 19/9b, 4040 Linz T: 0043 664 5422413, office@roiterverlag.at
Christine Roiter
"Hedda Wagner – Komponistin-Dichterin-Frauenrechtlerin"
Hedda Wagner ist eine jener „stummen Schwestern“, die heute, ungeachtet ihres herausragenden Werks, völlig in Vergessenheit geraten sind. Geboren in der Monarchie, erlebte sie tiefgreifende politische und soziale Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und ihr eigenes Leben. Hedda Wagner lässt sich als Person kaum in ein gängiges Schema einordnen. Auch ihr Werk entzieht sich einer zeitlichen Einordnung, da es einerseits von der Romantik, andererseits aber auch von Expressionismus und Naturalismus geprägt ist.
Hedwig Elisabeth Maria Wagner wurde am 21. Jänner 1876 als einziges Kind des Nervenarztes Karl Wagner und seiner Frau Anna in Niedernhart bei Linz geboren. Damals war es üblich, dass die Ärzte auch direkt im Gelände der Anstalt wohnten, wodurch Hedda schon früh mit den Erkrankten in Berührung kam. Begegnungen, die ihr soziales Bewusstsein schärften. Hedda erhielt eine, für damalige Zeiten für Mädchen unübliche, gymnasiale Bildung. Sie beherrschte sieben Fremdsprachen fließend. Früh schon zeigte sich ihre musikalische Begabung, sodass sie Unterricht von bekannten Lehrern, unter anderem vom letzten Klavierschüler Anton Bruckners, Franz Hayböck, erhielt. 1896 legte sie die Staatsprüfung in Komposition und Klavier am Wiener Konservatorium mit Auszeichnung ab. Hedda Wagners erstes erhaltenes Musikstück ist das 1902 entstandene Lied „Blauschimmernde Tage“, welches ganz im Stil der Romantik komponiert worden ist.
Neben Opern, Liedern und Chorwerken schuf sie viele kleinere Kompositionen. 1924 wurde das von Hedda Wagner komponierte Singspiel „Das Spiel vom letzten Krieg“ im Linzer Varietetheater Colosseum aufgeführt. Veranstalter war die sozialistische Kunststelle. Die Vorstellung war zur Gänze ausverkauft und wurde sogar in Deutschland positiv redigiert.
Ab 1910 begann Wagner Gedichte zu schreiben, die sie zum Großteil vertonte. Insgesamt sind über tausend Gedichte/Lieder erhalten. Der Roman „Stadt in Flammen“ wurde als Buch publiziert. Während der NS-Zeit wurde aufgrund ihrer sozialistischen Gesinnung ein Publikations- und Aufführungsverbot über sie verhängt. Diese „Zeit der unfreiwilligen Muße“ nutzte sie, um sich künstlerisch zu entwickeln. Damals entstanden drei Opern. Keine wurde jemals aufgeführt. Die Künstlerin starb am 24. März 1950.
Im undatierten Gedicht „zuerst und zuletzt“ resümiert Hedda Wagner ihr schaffensreiches, aber nicht unbedingt einfaches Leben.
„Zuerst will man die Welt genießen
Verstehend in die Arme schließen.
Doch regt sich Zweifel schon daneben
Zuletzt ist schweigende Verachtung
Das Resultat der Weltbetrachtung“
Das vorliegende Buch basiert auf dem künstlerischen und persönlichen Nachlass von Hedda Wagner, der sich im Archiv der Stadt Linz befindet. Interviews mit Zeitzeugen, Zeitungsanalyse, Recherchen in anderen Archiven sowie Sekundärliteratur zum Kontext ergänzen die Quellen. Es ist die erste wissenschaftliche Studie zu der vergessenen Künstlerin, Journalistin und Frauenrechtlerin.
Kontakt: Dr.in Christine Schmidhofer, Blütenstraße 19/9b, 4040 Linz T: 0043 664 5422413, office@roiterverlag.at
Text: Inez Ardelt / Foto: Haymon Verlag
Felix Mitterer
In seinem ersten Roman erzählt der Dramatiker Felix Mitterer über das Leben eines Afrikaners am Wiener Hof. Mitte des 18. Jahrhunderts wird ein Junge von Afrika nach Europa verschleppt und fortan „Angelo Soliman“ genannt. Im sizilianischen Messina tauft man ihn katholisch und erzieht ihn nach höfischer Tradition. Als er als „Geschenk“ an einen Fürsten geht, beginnt ein beispielloser Lebensweg: Im Wien Maria Theresias steigt er zum Soldaten und zum Kammerdiener auf, lernt mehrere Sprachen und wird in die Freimaurerloge aufgenommen, verkehrt mit Kaiser Joseph II. und Mozart. Doch am Ende seines Lebens steht das Ungeheuerliche: Solimans Körper wird präpariert und im Naturalienkabinett ausgestellt – verkleidet als halbnackter „Wilder“ mit Federn und Muschelkette.
Mitterer lässt sich von diesem aufrüttelnden Schicksal inspirieren und erzählt von einem aktuellen uns brisanten Thema: in einer rassistischen Gesellschaft, die ihn als Fetischobjekt und Symbol der Aufklärung zu vereinnahmen versucht, muss sich Angelo Soliman behaupten. Neben Respekt und Bewunderung schlagen ihm auch offene Diskriminierung und Degradierung zum gezähmten „Wilden“ entgegen. Vor dem Hintergrund einer Zeit voller Umbrüche entwickelt Mitterer eine rasante Geschichte und verleiht einem bemerkenswerten Schicksal eine kraftvolle Stimme.
Haymon-Verlag ISBN 978-3-7099-3495-1 344 Seiten, gebunden
Felix Mitterer
"Keiner von euch"
In seinem ersten Roman erzählt der Dramatiker Felix Mitterer über das Leben eines Afrikaners am Wiener Hof. Mitte des 18. Jahrhunderts wird ein Junge von Afrika nach Europa verschleppt und fortan „Angelo Soliman“ genannt. Im sizilianischen Messina tauft man ihn katholisch und erzieht ihn nach höfischer Tradition. Als er als „Geschenk“ an einen Fürsten geht, beginnt ein beispielloser Lebensweg: Im Wien Maria Theresias steigt er zum Soldaten und zum Kammerdiener auf, lernt mehrere Sprachen und wird in die Freimaurerloge aufgenommen, verkehrt mit Kaiser Joseph II. und Mozart. Doch am Ende seines Lebens steht das Ungeheuerliche: Solimans Körper wird präpariert und im Naturalienkabinett ausgestellt – verkleidet als halbnackter „Wilder“ mit Federn und Muschelkette.
Mitterer lässt sich von diesem aufrüttelnden Schicksal inspirieren und erzählt von einem aktuellen uns brisanten Thema: in einer rassistischen Gesellschaft, die ihn als Fetischobjekt und Symbol der Aufklärung zu vereinnahmen versucht, muss sich Angelo Soliman behaupten. Neben Respekt und Bewunderung schlagen ihm auch offene Diskriminierung und Degradierung zum gezähmten „Wilden“ entgegen. Vor dem Hintergrund einer Zeit voller Umbrüche entwickelt Mitterer eine rasante Geschichte und verleiht einem bemerkenswerten Schicksal eine kraftvolle Stimme.
Haymon-Verlag ISBN 978-3-7099-3495-1 344 Seiten, gebunden
Text: Inez Ardelt / Foto: Zsolnay Verlag
Hubert Achleitner
Unter seinem bürgerlichen Namen hat der Star der neuen österreichischen Volksmusik, Hubert von Goisern, seinen ersten Roman verfasst. Die Idee zum Buch stand lange Zeit in einem Notizbuch, bevor sich der vielseitige und vielbeschäftigte Musiker endlich hinsetzte und es niederschrieb. Er musste sich dazu von seinem musikalischen Alter Ego auf Zeit verabschieden und alle Instrumente wegsperren, um nicht in Versuchung zu kommen, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen und statt des Schreibens wieder Musik zu produzieren. Herausgekommen ist ein Buch, das sich zwischen Drama, Coming-of-Age, Spät-Hippie-Romantik und ein bisschen Kitsch-Werk bewegt.
Es erzählt die Geschichte von Maria, die nach 30 gemeinsamen Jahren ihren Mann Herwig verlässt und ohne eine Nachricht mit dessen Volvo vom Salzkammergut bis nach Griechenland fährt. Hubert Achleitner schickt seine Protagonist*innen auf eine spannende Reise durch Berge und Täler, die im Endeffekt eine Topografie der emotionalen Höhen und Tiefen seiner Figuren sind. Der Soundtrack reicht von André Heller über Blues aus dem „Radio Salzkammergut“ bis zu den sehnsuchtsschweren Tönen der griechischen Bouzouki.
Zsolnay-Verlag ISBN 978-3-552-05972-6 300 Seiten, gebunden
Hubert Achleitner
"flüchtig"
Unter seinem bürgerlichen Namen hat der Star der neuen österreichischen Volksmusik, Hubert von Goisern, seinen ersten Roman verfasst. Die Idee zum Buch stand lange Zeit in einem Notizbuch, bevor sich der vielseitige und vielbeschäftigte Musiker endlich hinsetzte und es niederschrieb. Er musste sich dazu von seinem musikalischen Alter Ego auf Zeit verabschieden und alle Instrumente wegsperren, um nicht in Versuchung zu kommen, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen und statt des Schreibens wieder Musik zu produzieren. Herausgekommen ist ein Buch, das sich zwischen Drama, Coming-of-Age, Spät-Hippie-Romantik und ein bisschen Kitsch-Werk bewegt.
Es erzählt die Geschichte von Maria, die nach 30 gemeinsamen Jahren ihren Mann Herwig verlässt und ohne eine Nachricht mit dessen Volvo vom Salzkammergut bis nach Griechenland fährt. Hubert Achleitner schickt seine Protagonist*innen auf eine spannende Reise durch Berge und Täler, die im Endeffekt eine Topografie der emotionalen Höhen und Tiefen seiner Figuren sind. Der Soundtrack reicht von André Heller über Blues aus dem „Radio Salzkammergut“ bis zu den sehnsuchtsschweren Tönen der griechischen Bouzouki.
Zsolnay-Verlag ISBN 978-3-552-05972-6 300 Seiten, gebunden