Alfred Rauch – Theatermacher
20. März 2020Wohlfühlen mit Farbe
26. März 2020SIXZERO im Interview mit Dr. Christian Neubauer / Foto: SIXZERO
„Wer rastet, der rostet“ heißt es im Volksmund. Das gilt nicht nur für unseren Bewegungsapparat, sondern auch für unser Gehirn. Scherze über die Vergesslichkeit älterer Menschen gibt es viele, aber – abgesehen von akuten Erkrankungen – ist Altersvergesslichkeit kein unabwendbares Schicksal. Man kann mit gezielten Übungen einiges dafür tun, um bis ins hohe Alter geistig fit zu bleiben.
Wie hieß noch der Schauspieler in dem Film, der neulich lief …? Erinnerungslücken wie diese erscheinen uns im Zeitalter von Handy, E-Mail und Internet völlig inakzeptabel. Besonders wenn wir sie bei uns selbst feststellen – und das passiert mit steigendem Lebensalter immer häufiger. Dennoch ist das kein Grund, zu hart mit sich selbst ins Gericht zu gehen, denn nur selten sind kleine Gedächtnislücken ein Anzeichen für eine frühe Alzheimer-Erkrankung, wie Dr.Neubauer erklärt.
Dr. Neubauer: Dass wir vergessen ist bis zu einem gewissen Grad normal. Jede Information, die wir aufnehmen wird zunächst über ein sensorisches Register in das Kurzzeitgedächtnis - auch Arbeitsgedächtnis genannt - transportiert, dort aufbereitet, sortiert und vernetzt. Nach diesem Vorgang verblasst die Information wieder, damit Neues aufgenommen werden kann. Ein Beispiel dazu aus der Praxis: Stellen Sie sich vor, Sie möchten mit jemandem telefonieren. Dann suchen Sie sich zunächst die entsprechende Telefonnummer heraus, geben diese Nummer ein, telefonieren und dann, wenn das Gespräch beendet ist, ist die Nummer auch weg. Das heißt, wir müssen vergessen, damit wir neue Informationen in das Arbeitsgedächtnis hineinschreiben können.
Sixzero: Was würde passieren, wenn wir nicht vergessen?
Dr. Neubauer: Dann wäre unser Arbeitsspeicher vollkommen überlastet. Ähnlich wie bei einem Computer. Deswegen müssen wir wieder ausspeichern, damit wir neue Informationen hereinbekommen und verarbeiten können.
Sixzero: Was geschieht, wenn wir lernen?
Dr. Neubauer: Beim Lernen geht es im Wesentlichen darum, dass Informationen, die für uns wichtig sind, vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis überführt werden. Das geschieht durch wiederholtes Lesen, Hören, Aussprechen. Sind diese Informationen erst einmal eingeprägt, dann können wir sie über Stunden, Tage, sogar Jahre hinweg jederzeit wieder herausholen.
Was wir dafür benötigen sind die beiden Funktionen „Aufnahme“ und „Wiederholung“ in unserem Informationsspeicher. Außerdem spielt beim Lernen auch der Gehirnbereich des Hippocampus eine zentrale Rolle, denn er leitet die Informationen vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis weiter und schickt die Daten mehrfach durch das Gehirn, damit sie sich im Gedächtnis verfestigen.
Sixzero: Warum vergessen wir bereits Erlerntes wieder?
Dr. Neubauer: Unter anderem deshalb, weil unser Gehirn nach dem Motto arbeitet: „Was ich nicht brauche, schalte ich weg.“ Das Gehirn besteht aus einem Netzwerk aus Nervenzellen, die versuchen, Informationen nach bestimmten Gesichtspunkten so gut es geht abzuspeichern. Wenn eine Information nicht sehr oft aktiviert wird, dann lassen diese Verbindungen nach. Die Nervenzellen entfernen sich, Verknüpfungen lösen sich auf. Die Information ist dann irgendwo in einer isolierten Nervenzelle. Und dann ist es natürlich schwieriger, Verbindungen zu knüpfen mit dem Rest des Systems.
Sixzero: Arbeitet unser Gehirn immer auf gleich konstantem Niveau?
Dr. Neubauer: An und für sich ist es so, dass der Bereich des Kurzzeitgedächtnisses mit zunehmendem Alter leicht nachlässt. Das beginnt schon zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr. Dieser Verlauf ist jedoch nicht so tragisch, denn wir können auf der anderen Seite immer mehr Informationen im Langzeitgedächtnis aufnehmen. Das bedeutet, das Wissen, das wir uns aneignen, wächst mit zunehmendem Alter. Dadurch bleibt die Gesamtleistung unseres Gehirns im Allgemeinen auf einem relativ konstanten Niveau. Liegen keine (altersentsprechenden) hirnorganischen Veränderungen vor, dann arbeitet das Gehirn bis zum siebzigsten, achtzigsten Lebensjahr relativ beständig weiter. Danach sinkt das Leistungsniveau langsam ab.
Sixzero: Was können wir tun, um auch in reiferen Jahren unsere geistige Leistungsfähigkeit möglichst hoch zu halten?
Dr. Neubauer: Hier gibt es einige Regeln, die man befolgen sollte:
www.gerocenter.at
Fit und gesund: So trainieren Sie Ihre geistige Fitness!
„Wer rastet, der rostet“ heißt es im Volksmund. Das gilt nicht nur für unseren Bewegungsapparat, sondern auch für unser Gehirn. Scherze über die Vergesslichkeit älterer Menschen gibt es viele, aber – abgesehen von akuten Erkrankungen – ist Altersvergesslichkeit kein unabwendbares Schicksal. Man kann mit gezielten Übungen einiges dafür tun, um bis ins hohe Alter geistig fit zu bleiben.
Wie das geht, verrät der Psychiater und Gerontologe Dr. Neubauer, Vizepräsident von GERO CENTER (Verein zur Förderung der Lebensqualität im höheren Lebensalter)
Wie hieß noch der Schauspieler in dem Film, der neulich lief …? Erinnerungslücken wie diese erscheinen uns im Zeitalter von Handy, E-Mail und Internet völlig inakzeptabel. Besonders wenn wir sie bei uns selbst feststellen – und das passiert mit steigendem Lebensalter immer häufiger. Dennoch ist das kein Grund, zu hart mit sich selbst ins Gericht zu gehen, denn nur selten sind kleine Gedächtnislücken ein Anzeichen für eine frühe Alzheimer-Erkrankung, wie Dr.Neubauer erklärt.
Dr. Neubauer: Dass wir vergessen ist bis zu einem gewissen Grad normal. Jede Information, die wir aufnehmen wird zunächst über ein sensorisches Register in das Kurzzeitgedächtnis - auch Arbeitsgedächtnis genannt - transportiert, dort aufbereitet, sortiert und vernetzt. Nach diesem Vorgang verblasst die Information wieder, damit Neues aufgenommen werden kann. Ein Beispiel dazu aus der Praxis: Stellen Sie sich vor, Sie möchten mit jemandem telefonieren. Dann suchen Sie sich zunächst die entsprechende Telefonnummer heraus, geben diese Nummer ein, telefonieren und dann, wenn das Gespräch beendet ist, ist die Nummer auch weg. Das heißt, wir müssen vergessen, damit wir neue Informationen in das Arbeitsgedächtnis hineinschreiben können.
Sixzero: Was würde passieren, wenn wir nicht vergessen?
Dr. Neubauer: Dann wäre unser Arbeitsspeicher vollkommen überlastet. Ähnlich wie bei einem Computer. Deswegen müssen wir wieder ausspeichern, damit wir neue Informationen hereinbekommen und verarbeiten können.
Sixzero: Was geschieht, wenn wir lernen?
Dr. Neubauer: Beim Lernen geht es im Wesentlichen darum, dass Informationen, die für uns wichtig sind, vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis überführt werden. Das geschieht durch wiederholtes Lesen, Hören, Aussprechen. Sind diese Informationen erst einmal eingeprägt, dann können wir sie über Stunden, Tage, sogar Jahre hinweg jederzeit wieder herausholen.
Was wir dafür benötigen sind die beiden Funktionen „Aufnahme“ und „Wiederholung“ in unserem Informationsspeicher. Außerdem spielt beim Lernen auch der Gehirnbereich des Hippocampus eine zentrale Rolle, denn er leitet die Informationen vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis weiter und schickt die Daten mehrfach durch das Gehirn, damit sie sich im Gedächtnis verfestigen.
Sixzero: Warum vergessen wir bereits Erlerntes wieder?
Dr. Neubauer: Unter anderem deshalb, weil unser Gehirn nach dem Motto arbeitet: „Was ich nicht brauche, schalte ich weg.“ Das Gehirn besteht aus einem Netzwerk aus Nervenzellen, die versuchen, Informationen nach bestimmten Gesichtspunkten so gut es geht abzuspeichern. Wenn eine Information nicht sehr oft aktiviert wird, dann lassen diese Verbindungen nach. Die Nervenzellen entfernen sich, Verknüpfungen lösen sich auf. Die Information ist dann irgendwo in einer isolierten Nervenzelle. Und dann ist es natürlich schwieriger, Verbindungen zu knüpfen mit dem Rest des Systems.
Sixzero: Arbeitet unser Gehirn immer auf gleich konstantem Niveau?
Dr. Neubauer: An und für sich ist es so, dass der Bereich des Kurzzeitgedächtnisses mit zunehmendem Alter leicht nachlässt. Das beginnt schon zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr. Dieser Verlauf ist jedoch nicht so tragisch, denn wir können auf der anderen Seite immer mehr Informationen im Langzeitgedächtnis aufnehmen. Das bedeutet, das Wissen, das wir uns aneignen, wächst mit zunehmendem Alter. Dadurch bleibt die Gesamtleistung unseres Gehirns im Allgemeinen auf einem relativ konstanten Niveau. Liegen keine (altersentsprechenden) hirnorganischen Veränderungen vor, dann arbeitet das Gehirn bis zum siebzigsten, achtzigsten Lebensjahr relativ beständig weiter. Danach sinkt das Leistungsniveau langsam ab.
Sixzero: Was können wir tun, um auch in reiferen Jahren unsere geistige Leistungsfähigkeit möglichst hoch zu halten?
Dr. Neubauer: Hier gibt es einige Regeln, die man befolgen sollte:
Punkt 1: Seien Sie geistig aktiv!
Stellen Sie sich regelmäßig neuen geistigen Herausforderungen, indem Sie z.B. einen Zeitungsartikel lesen und ihn dann Ihrem Partner mündlich wiedergeben. Alle Aktivitäten, die die Aufnahme, Abspeicherung und Wiedergabe von Informationen beinhalten, sind förderlich. Wichtig ist auch, dass Sie dieses Training regelmäßig durchführen. Jeden Tag fünfzehn bis dreißig Minuten wäre optimal.Punkt 2: Bewegen Sie sich ausreichend!
Unsere Gehirnzellen können nur entsprechend funktionieren, wenn genügend Sauerstoff, Zucker und Nährstoffe zur Verfügung stehen und die Abfallprodukte, die beim Arbeiten der Gehirnzellen entstehen, auch abtransportiert werden. Das erreicht man besten durch gezielte Bewegung z.B. Herz-Kreislauf-Training, Tanzen etc. In allen Studien, die bisher durchgeführt wurden, hat sich gezeigt, dass regelmäßige Bewegung ein ganz zentraler Faktor ist, um geistig fit zu bleiben.Punkt 3: Trinken Sie genügend!
Gerade bei älteren Personen mache ich immer wieder die Erfahrung, dass sie zu wenig trinken. Dabei ist ausreichende Flüssigkeitszufuhr ein Muss für unseren Körper. Wir brauchen Wasser, damit alle Nährstoffe an den richtigen Platz gelangen können. Nehmen wir zu wenig Flüssigkeit auf, dann verringert sich automatisch die Nierenfunktion. Das bewirkt wiederum, dass der Organismus nicht ausreichend entgiftet wird und die Aktivität der Hirnnervenzellen nachlässt. Das heißt, unser Gedächtnis leidet deutlich darunter, wenn wir nicht genügend trinken.Punkt 4: Pflegen Sie soziale Kontakte!
Das tut nicht nur der Seele gut, es fördert auch den gesamten kognitiven Bereich!Punkt 5: Achten Sie auf die richtige Ernährung
www.gerocenter.at